Kleine Eheverbrechen


 

Ein Ehepaar erzählt einen Witz. Das wirkt oft nicht komisch, ist bestenfalls erheiternd für die Umstehenden, aber peinlich bis anstrengend für die Betroffenen. Wer sich einen leichten, flockigen, witzigen Abend verspricht, sitzt heute und hier auf dem falschen Platz.
Wie, denken Sie, sollte ein Theaterstück über die Ehe sein, tragisch oder komisch? Dramatisch in jedem Fall, ist Schmitts Antwort. Deshalb geht er der Frage nach: Wie geht es der Liebe, die andauert? Was würden eigentlich Romeo und Julia tun, wäre aus ihnen ein gestandenes Ehepaar geworden?
In einer raffinierten Dramaturgie schuf Schmitt „Kleine Eheverbrechen“, lässt die Zuhörer in unzählige Fallen tappen, die sich ein Paar gegenseitig aufstellt, um es dem anderen mal richtig zu zeigen, jeder in der Opfer-, jeder in der Täterrolle. Gibt es eine Liebe, die erst dann beginnt, wenn man nicht mehr ineinander verliebt ist? Das Stück bietet eine realistische Analyse, aber auch eine Hommage an die Ehe.
Ines Lacroix (als Lisa), Matthias Engel (als Gilles) und Tom Wolter (Dialogregie) ließen das Stück in der Bibliothek spielen, dort wo hinter den Büchern noch die ein und andere Offenbahrung sichtbar wurde. Und dort, wo auch Gilles eigene Werke standen, denn er war schließlich Kriminalautor – wenn auch nur ein mittelprächtiger. Hier fand kein vorgespieltes Theaterstück statt, sondern hier wurde das gelesene Wort erlebbar. Konzeptionell war der Zuhörer Partner, männlich oder weiblich, Opfer oder Täter, wechselseitig direkt angesprochen und schuldig. Zugegeben eine heikle Angelegenheit, die auf der Bühne verhandelt vielleicht einfacher zu ertragen gewesen wäre, aber wenn wir mal drüber geredet hatten, ersparten wir Gilles und Lisa vielleicht den Paartherapeuten und suchten möglicherweise gemeinsam nach einer Lösung aus ihrem ehelichen Dilemma und zwar an jedem Abend neu und ganz untheatralisch.
Empfohlen für alle Partner, die glücklich sind, waren oder es wieder sein möchten. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragten Sie am besten Ihr eigenes Ich.

Es spielten

Ines Lacroix, Matthias Engel
Regie: Tom Wolter

Premiere: 12. Februar 2009

Szenen einer Lesung von Eric Emmanuel Schmitt